"... von einem ansehenlichen Werk...": Die Geschichte der Orgeln in St. Oswald

Die Kirche St. Oswald in Zug bekam sehr früh, bereits Ende des 15. Jahrhunderts, eine für die Zeit recht gut dokumentierte Orgel, obwohl sie weder Pfarr- noch Stiftskirche war.Auch für das eher bescheidene Ausmass der ursprünglichen Kapelle von 1477/78 (bis 1492) war das Vorhandensein eines solch seltenen und teuren Instrumentes eine grosse Ausnahme, da Orgeln zu jener Zeit ausschliesslich in repräsentativen Kirchbauten vorkamen. Der Baurodel von Magister Johann Eberhard gibt viele Angaben über die Handwerker, die damals in St. Oswald wirkten. Als erster der Orgelbauer selber, ein Magister Jacob aus Zürich, dem das Instrument für 80 Gulden verdingt wurde. Die Orgel, möglicherweise an der nördlichen Seitenwand auf einem „Fuss“ plaziert, wurde vermutlich schon im Jahre 1482 aufgestellt. Sie soll zwei Manuale (mit Rückpositiv) besessen haben und mit Schnitzwerk sowie Flügeln verziert gewesen sein. Spätere Nachrichten berichten von einem Orgelneubau im Jahre 1601/03 von einem Meister Hans (Rietsch?) aus Basel. Dieser steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Versetzung des Instruments auf eine neue Empore an der Westmauer der Kirche, das 1633 von Aaron und Hans Ulrich Riegk eine grosse Reparatur erfuhr. Im bis heute erhaltenen Gehäuse baute 1760–62 der wichtigste Vertreter der Baarer Orgelbauerdynastie Bossart, Victor Ferdinand (1669–1772), eine repräsentative Orgel, die 26 Register auf zwei Manualen und Pedal aufwies. Nach mehreren Reparaturen und Umbauvorschlägen wurde sie 1891 durch ein neues Instrument aus der Werkstatt von Friedrich Goll (1839–1911) ersetzt. Nur der alte zurückgesetzte Hauptprospekt samt dem als Attrappe erhaltenen Rückpositivgehäuse blieb erhalten. Die Goll-Orgel, trotz klanglicher Qualitäten aufgrund einer ungünstigen und engen technischen Anlage oft reparaturbedürftig, wurde 1972 durch ein neues Instrument der Firma Metzler ersetzt, dessen Disposition sich an diejenige von Bossart anlehnt. Der originale Prospekt von 1762 wurde restauriert und stellt ein kleines Juwel in der zentralschweizerischen Orgellandschaft dar.+ ID der Publikation: hslu_49609 + Art des Beitrages: Buchkapitel/Beitrag in Sammelband + Herausgeberschaft: Thomas Brunner + Reihe: Kunstgeschichte und Archäologie im Kanton Zug, 7 + Sprache: Deutsch + Letzte Aktualisierung: 2018-01-15 10:09:1